Psychotherapie im höheren Lebensalter

produkte_aeltere_0Fälschlich werden dem Alter Erkrankungen zugeschrieben, die bei jungen Menschen als behandlungsbedürftig eingeschätzt werden, bei den Älteren aber heißt es: „Ach, das ist nur das Alter…“ Man sollte sich als älterer Mensch aber nicht damit abfinden, dass Ängste zum Alter gehören, wenn die eigene Lebensqualität beeinträchtigt ist, oder dass eine gewisse Niedergeschlagenheit im Alter normal ist. Sehr oft verbirgt sich gerade dahinter eine Depression.

 

Ein leider noch weit verbreitetes Vorurteil ist auch, dass Psychotherapie bei älteren Menschen keinen Sinn hat, und man billigt den Älteren weniger Erfolgsaussichten in der Psychotherapie zu. Dies stimmt nicht.
Ein großer Stein auf dem Weg zu einer erfolgreichen Psychotherapie besteht auch in Vorurteilen und Missverständnissen der Älteren selbst, die dazu führen, dass sie gar nicht erst Hilfe beim Psychotherapeuten suchen. Die ältere Generation ist in eine Zeit geboren, in der psychische Erkrankungen noch als Schande oder Versagen galten, was eine Familie zu verheimlichen suchte. Wer zum Psychotherapeuten ging, der galt als „nicht ganz richtig im Kopf“.
Diese Vorurteile halten sich teilweise noch bis in die heutige Zeit, wobei bei Jüngeren und Frauen eine zunehmend aufgeschlossenere Einstellung gegenüber psychischen Erkrankungen und deren psychotherapeutischer Behandlung festgestellt werden kann.
Wenn die Betroffenen Unterstützung und Zuspruch durch ihr soziales Umfeld erhalten und hier schon positive Erfahrungen mit Psychotherapie beobachten konnten, können sie sich leichter von diesen Ängsten und Vorurteilen frei machen.

 

Frau mit WeinglasPsychotherapie dient der Behandlung von Störungen, die durch belastende oder traumatische Erfahrungen, Beziehungskonflikte, Ängste oder auch durch bestimmte Verhaltensweisen, Denkmuster, körperliche Veränderungen oder Probleme ausgelöst wurden oder durch diese aufrechterhalten werden.

 

Der Nutzen und die Wirksamkeit psychotherapeutischer Behandlungen wurden in vielen Untersuchungen belegt. Die überwiegende Zahl der Patienten profitiert spürbar von einer Therapie, es geht ihnen nachweislich besser.

 

Zu Beginn der Behandlung erkläre ich dem Patienten/der Patientin, wie seine/ihre Psychotherapie abläuft, und entwickle Ziele mit ihm/ ihr, die erreicht werden sollen. In dieser Phase können Sie meine Arbeitsweise kennenlernen und spüren, ob ich mich in Ihre Probleme einfühlen kann. Wenn Sie noch unschlüssig sind, bitten Sie um etwas Zeit, um noch einmal in Ruhe nachzudenken. Manchmal drängen die eigenen belastenden Gefühle, möglichst schnell jede Hilfe in Anspruch zu nehmen. Das ist verständlich, aber je sorgfältiger Sie in dieser Phase vorgehen, desto größer ist die Chance, dass die Behandlung erfolgreich wird.

 

Nicht immer ist eine langwierige Psychotherapie erforderlich. Bei Schlafstörungen z. B. helfen Entspannungsverfahren wie das Autogene Training, die progressive Muskelentspannung nach Jacobson, die Hypnose oder das Biofeedback-Training. Die Übenden Verfahren sind Methoden, die ich mit dem Patienten/der Patientin übe, bis dieser/diese sie beherrscht und anwenden kann.

Bei chronischen Schmerzen kann ein Schmerzbewältigungstraining helfen. Die Übenden Verfahren wirken – im Gegensatz zu Medikamenten – völlig nebenwirkungsfrei, und man hat diese Methoden, einmal erlernt, immer zur Hand. Weitere Trainingsformen gibt es zur Verbesserung der Konzentration, des Gedächtnisses oder spezieller geistiger Fähigkeiten, z. B. nach einem Schlaganfall.

 

langer wegVoraussetzung für eine erfolgreiche Therapie ist, dass Sie selbst von der Notwendigkeit dieser Behandlung überzeugt sind. Wenn ein Patient eine Therapie nicht „aus sich heraus“ will, dann kann ihm auch der beste Therapeut nicht helfen. Prüfen Sie deshalb nach den ersten Gesprächen noch einmal: „Bin ich bereit, an meinen Problemen zu arbeiten, auch wenn der Weg zeitweilig mühsam und schmerzhaft ist?“

 

Eine psychotherapeutische Behandlung lässt sich in mehrere Phasen einteilen, die je nach Verfahren unterschiedlich lang sind und spezifisch ausgestaltet werden.

 

In der ersten Phase versuche ich, dafür zu sorgen, dass Sie sich emotional entlastet fühlen, und Sie die akut drängenden Probleme und Beschwerden besser bewältigen können. Sie werden spüren, dass es ernst wird, und Sie Ihre Beschwerden und Probleme nur loswerden, wenn Sie an sich selbst arbeiten. Eine Erkältung kann von allein vorübergehen, ein Beinbruch geschient werden. Keine Angst mehr zu haben oder sich nicht dauernd mit niederdrückenden Gedanken zu beschäftigen oder keinen Alkohol mehr zu trinken, ist viel schwieriger. Psychische Störungen lassen sich nicht einfach so abschütteln. Wenn Sie von einem psychischen Leiden genesen wollen, sind Sie persönlich gefordert und müssen mitunter ungewohnte Wege gehen. Deshalb ist eine Therapie nicht immer angenehm.

Für jeden Menschen ist es schwieriger, als er gewöhnlich glaubt, etwas an seinem Verhalten zu ändern oder mit seinen Gefühlen anders umzugehen. Eine Psychotherapie hat aber genau das zum Ziel.
In der mittleren Phase, die den größten Teil der Behandlung ausmacht, geht es darum, sich mit Ihren konkreten Problemen auseinanderzusetzen und neue Wege zu finden, sie zu bewältigen. Sie probieren ungewohnte Verhaltensweisen aus und machen neue Erfahrungen. Sie verstehen Ihre Probleme besser und lernen ihre „typischen Muster“ zu erkennen. Vielleicht trauern Sie auch um erlittene Verluste und Veränderungen oder es gelingt Ihnen, unterdrückte Gefühle zuzulassen, ihnen Ausdruck und eine Richtung zu geben.
Die Inhalte der Psychotherapie sind individuell sehr verschieden, je nachdem, was Sie erlebt haben, welche Lösungsstrategien Sie bisher entwickelt haben, welche Fähigkeiten Sie mitbringen und welche Herangehensweise Ihnen entspricht.
In der letzten Phase der Psychotherapie geht es darum, Sie auf das „Leben danach“ vorzubereiten. Damit das Ende nicht zu abrupt kommt, können die Abstände zwischen den Terminen verlängert werden. In dieser Zeit sollten Schwierigkeiten, die nach Therapieende auftreten könnten, vorweggenommen und Lösungswege besprochen werden. Gegen
Ende der Behandlung sollte Bilanz gezogen werden. Mit Ihrer Psychotherapie werden nicht alle Ihre Probleme aus der Welt geschafft werden, das Leben wird auch danach weiter auf und ab gehen, daran kann auch die Psychotherapie nichts ändern. Dieses Auf und Ab macht Ihnen aber nicht mehr so viel aus. Sie registrieren negative Veränderungen früher und sind eher in der Lage, aktiv gegenzusteuern.