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Für Sie gelesen: Was messen Intelligenztests?

Die heutigen Intelligenztests haben ihren Ursprung in den Arbeiten des französischen Psychologen Alfred Binet, der Anfang des 20. Jahrhunderts einen Test entwickelte, mit dessen Hilfe man Kinder aussondern konnte, die Lernprobleme hatten und in den Genuss von Fördermaßnahmen kommen sollten.

Lewis Terman von der Stanford University standardisierte diesen Test, der dann „Stanford-Binet-Test“ genannt wurde. Später übernahm Terman von William Stern den Begriff des Intelligenzquotienten , der auch heute noch verwendet wird. Der Quotient setzt sich aus dem Intelligenzalter, das im Test ermittelt wird, und dem Lebensalter eines Menschen zusammen – das Ergebnis wird dann mit 100 multipliziert.

Im Laufe der Jahre ist der IQ zum Standardmaß für die Intelligenz geworden, obwohl er unter Wissenschaftlern, Pädagogen und Laien heftige Diskussionen ausgelöst hat.

 

Intelligenztests sind zweifellos gar nicht so schlecht, wenn man damit Schulleistungen voraussagen möchte, „da aber laut Definition Intelligenz das ist, was der Intelligenztest misst, drehen sich die Testmacher im Kreis“, erklärt Michael S. Gazzangia, Leiter des Division of Neuroscience der Cornell University Medical College.

Mit anderen Worten: Intelligenztests messen die Fähigkeit, in Intelligenztests gut abzuschneiden.

Normalerweise dienen solche Prüfungen vor allem der Ermittlung sprachlicher, logisch-mathematischer sowie visueller und räumlicher Fähigkeiten.

An dieser Stelle kommt der in Harvard lehrende Pädagogikprofessor Howard Gardner ins Spiel.

Seine provozierende Frage lautet: Wie würde ein Marsmensch, der auf der Erde gelandet ist, die Intelligenz der menschlichen Rasse beurteilen? Würde ihn der IQ eines einzelnen Menschen interessieren? Oder würde er sich auf die Personen konzentrieren, die auf einem bestimmten Gebiet besonders gut sind? – zum Beispiel auf Schachmeister, Dirigenten oder Leistungssportler? Man hält diese Menschen sicherlich für intelligent, selbst wenn unsere Methoden der Intelligenzmessung bei ihnen versagen. Wie ist es andererseits möglich, dass Menschen mit einem IQ von 140 letzten Endes für Menschen mit einem IQ von 100 arbeiten müssen?

Gardner hat seine Theorie der „Multiplen Intelligenzen“ entwickelt, die besagt, dass der IQ im Gegensatz zur Körpergröße, zum Gewicht oder zum Blutdruck nicht als absolute Zahl betrachtet werden darf. Es ist völlig falsch, den IQ als feste Größe zu sehen, die mit einem Test gemessen werden kann, zu dem man nur Papier und Bleistift braucht

Es geht nicht darum wie gescheit Sie sind, sondern wie Sie gescheit sind, sagt Gardner.

Jeder Mensch verfügt über ein ganzes Programm an Fertigkeiten, die er zur Lösung der verschiedensten Probleme einsetzt.

Gardners Definition der Intelligenz lautet: Intelligenz ist die Fähigkeit, ein Problem zu lösen oder ein Produkt herzustellen, das in einer oder in verschiedenen gesellschaftlichen Sphären einen Wert darstellt.

Mit anderen Worten: Die Intelligenz kann unterschiedlich sein, je nachdem, in welchem Umfeld man sich befindet. Wenn Sie mit einer Eingeborenen mitten im australischen Busch ohne Essen und Wasser gestrandet wären, wäre Sie die Intelligentere – denn sie wüsste, wie man unter solchen Bedingungen überleben kann. Würden Sie die Frau dagegen in ihr Büro verfrachten und an Ihren Computer setzen, wäre es umgekehrt.

„Probleme könne in jeder möglichen Form auftreten: Man sucht das Ende einer Geschichte, man kalkuliert beim Schach eine bestimmten Zug, oder man versucht, die Bremsen des Wagens zu reparieren. Auch unter „Produkt“ kann man alles Mögliche verstehen: eine wissenschaftliche Theorie, eine Komposition oder eine erfolgreiche Wahlkampagne. …

aus: M.A.S.T.E.R Learning. ( Master- Learning). Die optimale Methode für leichtes und effektives Lernen. (S. 50-52)

 

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Der vermessene Mensch – Das IQ-Prinzip 

der vermessene Mensch IQ

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